Über die PrEP

Können Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit „ja“ beantworten?

  • Hatten Sie häufig kondomlosen Geschlechtsverkehr mit wechselnden Sexualpartner*innen?
  • Hatten Sie in den letzten Monaten eine sexuell übertragbare Infektion?
  • Hatten Sie mehrfach kondomlosen Geschlechtsverkehr mit Partner*innen, bei denen eine undiagnostizierte und damit untherapierte HIV-Infektion wahrscheinlich ist?
  • Hatten Sie mehrfach kondomlosen Geschlechtsverkehr mit Partner*innen, deren HIV-Viruslast nicht unterhalb der Nachweisgrenze liegt (z.B. bei Start einer Therapie oder bei nicht effektiver Therapie)?

Dann könnte die PrEP für Sie eine geeignete Option sein!

PrEP steht für Präexpositionsprophylaxe und ist ein hocheffektiver medikamentöser Schutz vor einer HIV-Infektion!

Was ist die PrEP?

Konkret bedeutet PrEP, dass HIV-negative Personen vor einem potenziellen Infektionsrisiko HIV-Medikamente einnehmen. Liegt durch die richtige Einnahme ein ausreichender Medikamentenspiegel im Körper vor, kann dadurch bei Kontakt mit HI-Viren eine Infektion verhindert werden. Zum aktuellen Zeitpunkt (Stand 2022) ist in Österreich die PrEP als einzelne Tablette verfügbar, die eine Kombination aus zwei unterschiedlichen Substanzen enthält. Die PrEP ist nicht mit einer kompletten HIV-Therapie gleichzusetzen.

Wie wird die PrEP eingenommen?

Zugelassen ist die PrEP für die tägliche Einnahme als Schutz vor einer sexuellen Infektion. Man spricht auch von einer „once-daily Einnahme“. Studien haben eine sehr hohe Effektivität gezeigt.

Zusätzlich ist eine sogenannte „on-demand-Einnahme“ möglich. Hier wird die PrEP nach einem speziellen Einnahmeschema für einen kürzeren Zeitraum rund um ein Infektionsrisiko eingenommen. Einzelne Studien zeigen auch hier eine hohe Schutzwirkung. Allerdings sind die Medikamente nicht für diese Art der Einnahme zugelassen. Es handelt sich daher um einen sogenannten „off-label“ Gebrauch.

Für wen ist eine PrEP geeignet?

Eine PrEP ist nur für Menschen empfohlen, die einem substanziellen Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Ob solch ein Risiko besteht, muss vorab geklärt werden. Denn für viele Situationen ist die PrEP tatsächlich keine geeignete Maßnahme.

  • Z.B. bei kondomlosem Sexualverkehr mit HIV-positiven Menschen, die dank HIV-Therapie eine Viruslast unter der Nachweisgrenze haben. In dem Fall kann HIV gar nicht übertragen werden.
  • Oder z. B., wenn man im Gesundheitsbereich tätig ist. Hier sind ausschließlich die standardisierten Hygienerichtlinien sinnvoll.

Um herauszufinden, ob sich die PrEP für jemanden empfiehlt, ist daher vor Start ein Gespräch mit Expert*innen notwendig, z.B. mit den Ärzt*innen der ÖAG.

Was ist bei einer PrEP zu bedenken?

Bevor eine PrEP gestartet wird, muss unbedingt eine HIV-Infektion ausgeschlossen werden. Auch ist eine Hepatitis-B Infektion auszuschließen, bzw. wird der Impfstatus erhoben. Da die PrEP-Medikamente bei einer bestehenden Nierenfunktionsstörung nicht eingenommen werden dürfen, werden vor PrEP-Start auch die Nierenwerte kontrolliert.

Wenn Menschen einem erhöhten Risiko für eine HIV-Infektion ausgesetzt sind, haben sie im Regelfall auch ein höheres Risiko für andere sexuell übertragbare Infektionen, wie z.B. Syphilis, Tripper oder etwa Chlamydien. Daher werden im Rahmen einer PrEP-Begleitung auch in regelmäßigen Abständen Kontrollen auf andere STIs durchgeführt.

Wie erhält man die PrEP in Österreich?

Nach einer ausführlichen Beratung bzw. Gesprächsanamnese werden zumindest die oben genannten Checks durchgeführt. Dann können die PrEP-Medikamente mit einem Privatrezept in bestimmten Apotheken zum reduzierten Preis bezogen werden. Die konkrete Vorgehensweise der Begleitung und der weiteren regelmäßigen Kontrolluntersuchungen und Folgerezepte werden individuell besprochen.

Welche Rolle spielt die PrEP?

Als individueller Schutz für Menschen mit einem bestehenden Infektionsrisiko, kann die PrEP eine äußert geeignete und effiziente Methode sein. Auch auf gesamtgesellschaftlicher bzw. globaler Ebene ist die PrEP ein Gamechanger. Längst hat sich gezeigt, dass der richtige Einsatz der PrEP eine hocheffektive Methode ist, um sowohl geographisch, als auch in bestimmten Bevölkerungsgruppen die Anzahl der Neuinfektionen zu senken und die epidemiologische Situation positiv zu verändern.

Die ÖAG setzt sich als medizinische Fachgesellschaft daher ganz klar für die PrEP ein!

Lesen Sie hier das klare Statement der ÖAG zu PrEP in Österreich.

Aktuelle Forderung

Wo erhält man PrEP in Österreich?

Theoretisch können Privatrezepte für die PrEP-Medikamente von allen Ärzt*innen in Österreich ausgestellt werden. Allerdings ist eine fundierte Expertise zum Thema HIV, zu anderen sexuell übertragbaren Infektionen und natürlich zum Durchführen einer PrEP nach international anerkannten Standards unbedingt empfehlenswert.

Die ÖAG listet hier PrEP-verschreibende Kolleg*innen auf, die mit der ÖAG in direktem Austausch stehen und daher bekanntermaßen eine PrEP nach den Qualitätsstandards der Fachgesellschaft begleiten.

Zur Liste